Unmut innerhalb der Community
Am Horizont braut sich etwas Dunkles zusammen. Immer mehr Sneaker Heads sind frustriert und wütend über die unfairen Release-Methoden der großen Häuser. Die meiste Kritik muss derzeit Adidas einstecken.
In der Community wird sich speziell um die künstliche Verknappung der Produkte aufgeregt. Das deutsche Aushängeschild der Sportartikelhersteller dropt zur Zeit ein Sneaker Release nach dem anderen – und das jedes Wochenende. Im August wurden wir erst von einer krassen NMD-Superwelle beglückt (zumindest diejenigen, die welche abbekommen haben). In Herzogenaurach weiß man Bescheid um den großen Hype der bei limitierten Releases entsteht, dank diverser Bloggs und Social Networker. Anfangs wurden nur die wirklich speziellen Sneaker begrenzt angeboten; mittlerweile ist das zur Norm geworden.
Die Situation ist auch in diversen Sneaker-Gruppen auf Facebook und Co. ein Thema. Die Flut an Releases jede Woche geht vielen Usern gehörig auf den Zeiger. Weil man bei dem einen Sneaker kein Glück hatte, soll man sich einfach so mit dem nächsten zufrieden geben? Einige befürchten, dass das Ganze nicht gut enden wird für die Hersteller. Eine Kuh ist eben auch mal leer gemolken. Andere wiederum freuen sich über die große Auswahl und loben die Produktivität der Marken: Je mehr Releases, desto mehr Geschmacksnerven werden bedient. Bei der vorhin genannten NMD-Welle wurden zum Beispiel auf einen Schlag 16 neue Colorways angeboten.
Yeezy sorgt für Chaos
Jüngster Aufreger ist der Yeezy 350 V2. Das Verhältnis Angebot/Nachfrage war gefühlt so unausgewogen wie noch nie. Doch Adidas oder Kanye West wird zunächst nicht die Schuld in die Sneaker geschoben – sondern den Retailern. Erik Fagerlind, Co-Founder and CEO von SNS, hat sich dazu auf Instagram geäußert:
Ich glaube wir hatten zu einem Zeitpunkt mehr Besucher als weltweit Yeezy 350s produziert wurden. Viele Leute sind sauer, frustriert und traurig. Und ich teile diese Frustration. Wir tun alles was wir können, um den Release fair und sauber zu gestalten – aber da wir nicht einmal annähernd die Quantität von einem Prozent der gesamten Nachfrage abdecken können, misstrauen uns die Leute trotzdem. Ich denke, dass Adidas davon etwas lernen kann. Wenn ihr weiterhin den Markt so krass unterbietet, wird irgendwann keiner mehr Lust haben sich zu bemühen. Ich weiß, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ihr uns 50.000 Paare verkauft. Aber ihr müsst uns irgendwo entgegen kommen. Den Markt am Release-Day so sehr durch das Chaos zu zerreißen fühlt sich an wie 2015, dabei nennt ihr euch „Die Marke der Zukunft“.
Das unfaire Geschäft der Reseller
Eine Sache macht das Ganze sogar noch ärgerlicher: Reseller. Im Laden kostete der Yeezy 350 V2 $ 220 (ca. 196 €). Mittlerweile wird er auf Ebay für bis zu 950 € angeboten. Der durchschnittliche Deadstock-Preis liegt bei knapp unter $ 1.000. Andere Plattformen dafür sind Kleiderkreisel, K’lekt und diverse Facebook-Tauschgruppen. Der wachsende Erfolg des Schwarzmarkts macht es für Sneaker Fans immer unmöglicher, an die begehrten Schuhe heran zu kommen.
Reseller benutzen oft sogenannte Sneaker-Bots, ein automatisiertes Kaufprogramm, welches bei mehreren Shops gleichzeitig angewendet wird. Ist der Release eröffnet, wickelt das Programm innerhalb von wenigen Sekunden den Kaufprozess ab.
Ein Beispiel für einen besonders bekannten Reseller ist Allen Kuo. Auf Instagram zeigte sich der 20-jährige mit einem Stapel Yeezy Schuhkartons – noch bevor der Sneaker überhaupt erhältlich war.
Auch für Reseller von Konzert-Tickets ist das mittlerweile eine gängige Masche. Adidas und Nike haben dem entgegen gewirkt, indem sie spezielle Apps entwickelt haben über welche der Kauf von Yeezys & Co. ausschließlich getätigt werden kann.
Wie kommt man an limitierte Releases?
Es gibt verschiedene Methoden, wie Verkäufer mit limitierten Releases umgehen können. Dabei setzen manche auf die Ausdauer ihrer Kundschaft – und manche auf ihr Glück.
Online-Raffle
Möge die Macht mit euch sein. Jeder Interessierte kann seinen Namen in eine virtuellen Lostopf schmeißen. Am Tag der Ziehung werden dann so viele Namen wie es Sneaker gibt per Zufallsprinzip gezogen. Nur die Glücklichen sind zum Kauf des Schuhs berechtigt – in der Regel auch nur für ein Paar. Definitiv die fairste Methode, auch wenn man viel Glück braucht.
In-Store-Raffle
Dasselbe Prinzip wie online, nur dass man eben Persönlich im Laden vorbei kommen muss, um sich zu registrieren.
Online-Release
Wer zuerst kommt, malt zuerst. Immer noch am beliebtesten ist das „First-Come-First-Serve“-Prinzip. Wird gerade durch die Bots zur größten Herausforderung und führt fast immer zum Einbruch der Seite. Dann geht überhaupt nichts mehr. Nike hat das Prinzip einer Warteschlange eingeführt. Da kann es passieren, dass man eine Stunde lang „ansteht“ um dann zu erfahren, dass der Artikel trotzdem ausverkauft ist.
Camp Out
Zurück auf die Straße. Wir kennen die Bilder von Menschen, die teilweise tagelang vor dem Apple-Store campen, um als erstes das neueste iPhone zu kaufen. Doch man sollte nicht zu früh den Kopf schütteln. Im Falle eines exklusiven In-Store Releases ist das sozusagen die sicherste Methode, an das Objekt der Begierde heran zu kommen.
END.Launches
ENDlich ein Schritt Richtung Fairness. Die eigene Antwort des Newcastle-Onlineshops auf Bots und Camps. Funktioniert im Prinzip wie das Online-Raffle, man muss dafür allerdings bezahlen.
Nike+ SNKRS & adidas Confirmed
Eine kleine App für die Unternehmen, ein großer Schritt für die Sneaker-Welt. Exklusiv für den Verkauf von Releases gedacht. Die Hersteller versprechen, dass es absolut sicher vor Bots sei. Bisher konnte das Gegenteil noch nicht bewiesen werden.
Random Release
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Stores verraten zwar den Release-Day, aber der genaue Zeitpunkt bleibt geheim. Es könnte also jeden Moment soweit sein. Das Ganze resultiert in einer Art virtuellem Camping: Immer den Browser offen halten und F5 drücken.
+++UPDATE+++
Der OP Erik Fagerlind von SNS hat sich mit adidas getroffen um das Problem zu besprechen. Anscheinend ist etwas Gutes bei raus gekommen, wie er uns in einem weiteren Instagram Post mitteilt.
Was sind eure Gedanken zu dem Thema? Lasst es uns wissen.